Mein liebstes Ding

1. Deutsches Skoda-Museum in Stiebritz bei Jena

Im beschaulichen Stiebritz kurz hinter Jena werden alle Oldtimer und Škodafans glücklich – denn hier befindet sich das 1. Deutsche Škoda-Museum voll mit wahren Schätzen tschechischer Automobilkunst. Wir haben das privat geführte Museum einmal besucht.

 

Es kann einem schon ein »Wow!« über die Lippen kommen, wenn man das 1. Deutsche Škoda-Museum im kleinen Örtchen Stiebritz bei Jena betritt. So viele Oldtimer — ca. 50 an der Zahl — hätte man nie und nimmer in dem unscheinbaren Bau vermutet. Den erstaunten Blick der Gäste des privat geführten Museums scheint Betreiber Uwe Hoffmann schon zu kennen, denn schmunzelnd sagt er gleich: »Kommen Sie mit, wir schauen uns erst einmal um. Fangen wir doch einfach beim ältesten Modell an!« Daraufhin geht es quer durch die 500 m² große Halle, bis wir am betagtesten Fahrzeug der Sammlung ankommen. Stolz erklärt Uwe Hoffmann: »Das ist ein Škoda Popular 4, Baujahr 1938, Halbcabrio-Variante. Ein wahres Schmuckstück« und zeigt auf die Reihen der anderen Autos.» Die stehen alle nach Baujahr geordnet, man kann also schön die Entwicklung der Fahrzeuge ablaufen.

Was direkt auffällt: die meisten Fahrzeuge sind nicht restauriert. Auf Hochglanz polierten Lack und Chrom sucht man hier vergebens.» Das muss auch genauso sein«, erklärt der eigentlich gelernte Bäckermeister. »Denn das sind gelebte Autos. So wie die Wagen zum Schluss gefahren wurden, so sollen sie auch bleiben. In manchen Fahrzeugen liegt dann eben noch eine Zeitung oder eine alte Zigarettenpackung aus dem jeweiligen Jahrzehnt. Und das hat seinen ganz besonderen Reiz. In einer originalen Patina steckt eben Geschichte.«

Wie kam es denn zu dieser Leidenschaft für Škoda? »Das ist wirklich ein bisschen kurios. Ich hatte immer mit Škoda zu tun, selbst als Kind. Im Freundes- und Bekanntenkreis meines Vaters fuhren alle diese Marke, wir selbst besaßen kein Auto. In meinen Kinderjahren sind wir einmal umgezogen und der neue Nachbar war KFZ-Meister — spezialisiert auf Škoda. Warum auch immer der Zufall das so geregelt hat. Aber mir haben die Autos auch wirklich gefallen. Schon als kleiner Junge wusste ich: ich bleibe bei dieser Marke«, lacht Uwe Hoffmann.

Doch selbst wenn man großer Fan einer Automarke ist, heißt das ja nicht automatisch, dass man diese sammelt — geschweige denn ein Museum errichtet. »Die Sammelleidenschaft ist in der Wendezeit zu finden. Quasi in der Stunde null nach dem Mauerfall habe ich eine Abschleppfirma gegründet. Damals kam es oft vor, dass die Leute sich in der BRD ein neues Auto gekauft haben und ihre alten Ost-Fahrzeuge einfach in den Straßen von Jena stehen ließen. Irgendwann hat die Stadt natürlich den berühmten roten Punkt zur Entsorgung draufgeklebt und ich habe die Fahrzeuge mit meinem Unternehmen zur Entsorgung gebracht.« An dieser Stelle wird der Autoliebhaber etwas nachdenklich. »Das muss man sich mal überlegen. Auf die Autos hat man mitunter über ein Jahrzehnt gewartet, die haben zudem ein kleines Vermögen gekostet. Und dann hat man sie einfach stehen lassen. Klar, die Fabrikate der westlichen Hersteller mögen technisch besser gewesen sein, trotzdem ist das für mich nicht nachvollziehbar. Aber irgendwann habe ich mir gesagt: was für schöne Autos dass doch teilweise sind. Die kann man nicht einfach so verschrotten! Einige Fahrzeuge habe ich dann den Vorbesitzern abgekauft, bevor sie in der Schrottpresse landeten.«

Lange Tradition

Wie viele andere Autobauer auch, startete Škoda einst als Fahrradhersteller — und das bereits im Jahre 1895. Genau zehn Jahre später wurde das erste Automobil gefertigt. Damit gehört Škoda zu den ältesten Unternehmen der Autobranche. »Das macht mich immer ein bisschen traurig, wenn ausschließlich nur von der deutschen Automobilhistorie gesprochen wird. Auch Škoda blickt auf eine lange Tradition zurück und hat eine richtig große und teilweise sehr erfolgreiche Geschichte hinter sich. Und gerade durch die DDR gehörten viele der Autos, die hier im Museum zu sehen sind, mit zum deutschen Straßenbild dazu.«

Während wir weiter durch die Halle laufen und die Fahrzeuge bewundern — Uwe Hoffmann weiß zu jedem Modell Interessantes zu berichten — stellt sich natürlich eine Frage: wieso gerade ein Museum? »Den Traum hatte ich schon länger. Aber ich habe mir selbst eine Bedingung gestellt: ohne Halle geht nichts! Die Fahrzeuge bleiben nicht unüberdacht und damit in Gefahr, zu verrotten. Ich bin also jahrelang herumgefahren und habe nach einem passenden Objekt gesucht. Als ich diese Halle hier gefunden habe, hat schlussendlich auch meine Frau ihren Segen gegeben und gesagt: Na los, dann erfülle Dir deinen Traum«, schmunzelt der Museumsbesitzer.

Aber ein Museum gründet man ja nicht so nebenbei. »Richtig, ein paar Formalitäten waren schon noch zu klären. Den Markennamen durfte ich zum Beispiel nicht einfach so verwenden, da musste eine Lösung her. Ich bin also auf der Leipziger Automobilmesse zum Škoda-Stand gegangen und habe mich und mein Anliegen vorgestellt. Dafür habe ich sogar eine kleine Präsentation angefertigt«, lacht Uwe Hoffmann. »Anschließend habe ich aber erst einmal ein gutes Jahr nichts von Škoda gehört. Da dachte ich schon, die haben das als Spinnerei abgetan und wieder vergessen.« Doch irgendwann klingelte das Telefon und der Automobilhersteller schickte einen Vertreter vorbei. »Dieser lief durch die Halle, gab mir die Hand und sagte: Spitzensammlung, das geht klar! Und so feierte ich 2005 die Eröffnung. Seitdem werde ich auch von Škoda unterstützt. Einige der zahlreichen Requisiten wurden mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.«

Regelmäßig geöffnet hat das Museum aber nicht. »Ich mache eigentlich nur an zwei Feiertagen auf. Zum 1. Mai — was dieses Jahr wegen Corona leider nicht geklappt hat— und zum 3. Oktober. Dann treffen sich hier Oldtimerfreunde und Škodabegeisterte und es wird eine Menge gefachsimpelt. Aber die Türen öfter für Besucher zu öffnen — das geht nicht, weil ich mittlerweile als Fernfahrer unterwegs und somit die ganze Woche nicht zu Hause bin.« Das muss aber nicht heißen, dass das ewig so bleibt. Uwe Hoffmann lacht:»Stimmt, irgendwann gehe ich in Rente — und dann schauen wir mal.«

Weitere Infos zum 1. Deutschen Škoda-Museum sind zu finden unter:  www.skoda-museum.de!

 

 

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Florian Görmar, Herausgeber Stadtmagazin 07, Jena

 

 

 

 

Zurück